jueves, 17 de agosto de 2017

DIE WORTSCHWALL VON SALMACIS

This is a group of musings around a little glossary a German veteran Genesis fan --Martinus, from Munich-- has made to understand the lyrics of the song better. My own musings are in parentheses after some paragraphs.

Der Wortschwall von Salmacis
Teil 1: Hermaphroditos und Salmacis (Ovid, Metamorphosen 4.285-388; eigene Übersetzung)
Warum Salmacis berüchtigt ist, warum sie Männer entmannt mit ihren starken Wellen und die Glieder, die sie berühren, weich macht, das lernt nun. Die Ursache ist verborgen, doch sehr bekannt die Kraft dieser Quelle.Den Sohn, den die kytherische Göttin [d.i. Aphrodite] dem Merkur [= Hermes] geborgen hatte, zogen die Najaden am Fuße der Höhlen des Bergs Ida auf; in seinem Gesicht konnte man den Vater und die Mutter erkennen; auch den Namen [Herm-Aphroditos] hatte er von beiden bekommen. Nachdem er fünfzehn Jahre dort verbracht hatte, verließ er die Berge und das heimische Idagebirge, das ihn genährt hatte, und genoß es, unbekannte Gegenden zu durchstreifen, fremde Flüsse zu sehen, wobei sein Eifer die Mühsal minderte. Er kam auch zu den Städten Lykiens und den Karern, die Nachbarn der Lykier sind: Da entdeckt er einen See, der bis zum untersten Boden klares Wasser hat. Hier gibt es kein matschiges Schild, keine Rohrkolben noch Binsen mit spitzen Enden; durchsichtig klar ist das Wasser; das Ufer jedoch ist gesäumt von herrlichem Gras und immer grünenden Kräutern. Eine Nymphe lebt hier, aber sie ist nicht für die Jagd zu haben oder eine, die den Bogen zu spannen oder im schnellen Lauf dahinzueilen pflegt; als einzige Naiade ist sie der leichtfüßigen Diana [der Göttin der Jagd] unbekannt. Oft, so geht das Gerücht, sagten ihre Schwestern ihr: „Salmacis, nimm den Jagdspieß oder den bunten Köcher und vermenge deine Muße mit harter Jagd!“ Doch nimmt sie nicht den Jagdspieß, nicht den bunten Köcher und vermengt auch nicht ihre Muße mit harter Jagd, sondern badet bald ihre wohlgestalteten Gliedmaßen im See, kämmt auch oft ihr Haar mit einem Kamm aus Buchsbaum und fragt die Wellen, die ihr zuschauen, welche Haartracht ihr stünde. Oft liegt sie auch auf weichen Blättern oder sanften Kräutern oder pflückt Blumen; für diese Beschäftigung kleidet sie sich in einen schimmernden durchscheinenden Mantel.Und auch damals pflückte sie gerade Blumen, als sie den Knaben sah und zu haben wünschte, was sie sah. Obwohl sie sich eilte, ihm näher zu kommen, trat sie doch nicht eher heran, bis sie sich fein gemacht, ihren Umhang geprüft, eine freundliches Gesicht aufgesetzt hatte und daher verdiente, schön genannt zu werden. Dann begann sie zu sprechen: „O Knabe, der du überaus würdig bist, für einen Gott genannt zu werden, wenn du ein Gott bist, so kannst du Cupido sein. Bist du aber sterblich: glücklich deine Eltern und glücklich dein Bruder und glücklich fürwahr deine Schwester, falls du eine hast, und die Amme, die dich gestillt hat; aber bei weitem glücklicher als diese dein Weib, so du eins hast – falls dir eine würdig des Hochzeitsritus war. Wenn du eine Frau hast, soll meine Lust heimlich sein; wenn nicht, will ich deine Frau sein und so lass uns in dasselbe Ehebett steigen.“ Dies gesagt verstummte die Najade. Sie merkte, wie er errötete (denn er wusste noch nicht, was Liebe war), aber sein Erröten zierte ihn. Es war die Röte des Obstes, das an einem sonnendurchfluteten Baum hängt, oder die Farbe bemalten Elfenbeins, oder die Farbe des Mondes, wenn er sich in der Hitze rötet, während die Schellen ihr vergeblich zu helfen versuchen [d.h. während einer Mondfinsternis, die die Römer mit viel Lärm zu verhindern versuchten]. Die Nymphe gibt ihm unablässig Küsse, die mehr als schwesterlich sind, und erhebt schon ihre Hände zu seinem weißen Nacken, als er sagt: „Höre auf! Oder ich fliehe und verlasse dies alles mit dir!“ Salmacis erschrickt und sagt “Diesen Ort räume ich für dich, lieber Gast“, und tut so, als würde sie sich abwenden und weggehen. Dann jedoch schaut sie zurück, verbirgt sich in den Sträuchern des jungen Waldes und hockt sich mit gebeugtem Knie hin. Er jedoch geht hin und her, als wäre er allein und würde nicht aus den Sträuchern beobachtet, und befeuchtet seine Fußspuren, als sein Fuß bis zum Knöcheln in den einladenden Wellen steht. Ohne Verzögerung ist er von den schmeichelnden Wellen verzückt und legt die weichen Kleidungsstücke ab. Daran erfreut sich Salmacis, und sie beginnt vor Verlangen nach seiner nackten Gestalt zu brennen. Ihre Augen glühen, strahlen gerade so, wie der strahlendste Phoebus [d.h. die Sonne] als reine Kugel im Spiegel reflektiert wird. Kaum kann sie noch warten, vermag kaum ihre Lust hinauszuzögern, sie will ihn im Arm halten, verliert bald den Verstand.Er dagegen hat in der Zwischenzeit mit den Händen auf seinen Leib geklatscht und springt nun ins Wasser. Hand über Hand schwimmt er durch den See und sein Leib schimmert im Wasser, als hätte jemand eine Elfenbeintafel oder eine helle Lilie mit blauer Farbe getüncht. „Sieg! Er ist mein!“, jubelt die Najade, reißt sich die Kleider vom Leib, wirft sich ins Wasser, greift nach dem sich sträubenden Mann, entreißt seinem Mund Küsse, senkt ihre Hand, berührt seine unwillige Brust und schlingt sich bald an mehreren Stellen um seinen Körper. Er wehrt sich weiter und versucht zu entkommen, aber sie wickelt sich um ihn wie sich eine Schlange um den Adler wickelt, der sie gefangen hat und mit ihr wegzufliegen versucht (den Kopf an den Beinen, während sich der Schwanz um die Flügel wickelt), oder wie Efeu selbst die größten Bäume umschlingt oder wie der Oktopus seinen Feind unter Wasser hält, indem er seine Arme gänzlich um ihn schlingt. Der Atlantiade [Hermaphroditus, Ur-Enkel des Atlas] bleibt jedoch standhaft und verweigert der Nymphe alle Lüste, die sie erhofft hatte; sie drückt ihn nieder und hängt mit ganzem Körper an ihm. „Du magst zwar kämpfen, frecher Junge“, sagte sie, „entkommen wirst du dennoch nicht. So sollt ihr Götter es befehlen: kein einziger Tag soll ihn von mir trennen oder mich von ihm.“Ihren Wunsch erfüllten die Götter: Sie verbinden die beiden Körper und setzen ein Gesicht oben drauf. Wenn sich zwei Äste mit der Rinde berühren, so kann man gelegentlich sehen, wie sie wie ein einziger weiterwachsen. Genauso sind diese zwei nicht mehr zwei, wo ihre Leiber einander berührten, sondern sie sind jetzt eins mit doppelter Erscheinung. Frau kann man es nicht mehr nennen und einen Mann auch nicht mehr, und es scheint keines von beidem zu sein.
Sobald er sah, dass die Wasser, die er als Mann betreten hatte, ihn entmannt hatten, seinen Körper verweichlicht, da erhob er seine Hände und sagte mit einer Stimme, die nicht mehr die eines Mannes war: „O Vater und Mutter, gewährt eurem Sohn, der euer beide Namen trägt, diesen Wunsch: Jedweder Mann, der in diesen See steigt, soll ihn nur noch als halber Mann verlassen und verweiblicht werden von den Wassern, die er berührt hat.“ Bewegt erfüllten die Eltern den Wunsch ihres doppelgestaltigen Kindes und versetzten den Quell mit einem doppelgeschlechtlich machenden Wirkstoff.“


Teil 2: Genesis und die klassische Vorlage

Immer wieder haben sich Genesis bei ihren Texten von der Literatur inspirieren lassen. Supper's Ready hat klare Bezüge zur Bibel, White Mountain schmeckt nach Jack London, The Cinema Show nach T.S.
Eliot. In den jeweiligen Solokarrieren gingen die Musiker damit auch ganz offen um - man denke nur an Smallcreep's Day oder A Curious Feeling.

Ich wäre sehr neugierig zu erfahren, wie Peter, Mike und Tony in Charterhouse in Latein waren, und ich wage die Behauptung, dass ihnen, sofern sie gut waren, die Auseinandersetzung mit der Dichtung der ausgehenden römischen Republik und der frühen Kaiserzeit großes Vergnügen bereitet hat. Dichter wie Horaz und Catull schrieben für ein sehr gebildetes Publikum, das es genoss, die Zwischentöne in einem Gedicht zu hören, sorgsam versteckte Anklänge, fein- und feinstziselierte Anspielungen. Es war gleichsam ein intellektuelles Spiel, das Dichter und Leser miteinander spielten, eine literarische Schnitzeljagd auf hohem Niveau. Genesis hatten dafür zweifellos eine Menge übrig; in einem Beitrag zum Song der Woche Get 'Em Out By Friday habe ich dort einmal beispielhaft die Spielereien mit den Namen dargestellt. Von den römischen Dichtern, die um die Zeitenwende blühten, war Horaz der kultivierte, feinsinnige Vertreter, während Catull ein ziemlich frecher Hund war (wer hätte es wohl sonst gewagt, Caius Iulius Caesar in einem Schmähgedicht "du schwuler Romulus"* zu nennen?). Nach ihnen folgte ein augusteischer Dichter, der es wagte, Themen von Liebe und Erotik, die bis dahin der "kleinen" Dichtung vorbehalten waren, in die "große Form" des Epos zu gießen: Ovid. Drei Werke sind hier besonders zu nennen: Die Liebeselegien ("Amores"), die berüchtigte Liebeskunst ("Ars Amatoria", der der Dichter nach Meinung einiger seine Verbannung verdankt) und dann der grandiose Durchgang durch die Verwandlungen in der Mythologie von der Erschaffung der Welt bis zum Kaiser Augustus, die Metamorphosen.
Im vierten Buch der Metamorphosen findet sich die Quelle für den Text der Fountain of Salmacis, von dem ich weiter oben bereits eine Übersetzung geboten habe. Obwohl Ovid hier die epische Form benutzt, behält er doch die Sprache und die Sprachspielereien bei, ganz besonders das Doppelköpfige in der Ausdrucksweise: Wenn er in einem Sommergedicht erwähnt, dass die "flinken Eidechsen durch das Gebüsch huschen", kann jeder Leser bestätigen, dass das im Mittelmeerraum im Sommer so ist. Man kann sich aber auch daran erinnern, dass die Eidechse ein Phallussymbol ist - und schon geht es um etwas ganz anderes. So auch hier.

*)Wörtlich "cinaede Romule". Es war nicht unschicklich oder verboten oder sonstwas, wenn ein junger Römer eine Zeitlang Lustknabe eines älteren Römers war; die Römer sahen das recht entspannt - sie hatten nicht einmal das Vokabular, um Menschen in schwul, hetero, bi oder sonstwas zu kategorisieren. Aber dem damals mächtigsten Menschen in Rom ehemaligen Cinaedentum vorzuwerfen, ist eine ziemlich freche Provokation. (Für ganz neugierige: Caesar war zweimal verheiratet und das anscheinend glücklich).


Teil 3: Ein kleines Glossar
Der Pauly (die Studentenversion von Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft) deutet bei der Geschichte vom ersten Hermaphroditen sogar über die römische Zeit hinaus zurück. Hermaphroditus, erklärt das Lexikon, sei eigentlich nur der Namensgeber; er ist die mythologische Form einer sehr alten androgynen Gottheit, bei der eine weibliche Große Göttin mit männlichen Attributen oder einer männlichen Ergänzung dargestellt wurde (z.B. Ischtar-Semiramis, oder Hatschepsut)
Mount Ida – Ida ist der Name eines Berges im Nordwesten Kleinasiens; er erhebt sich bis auf 1774m. Die umliegende Gegend hieß in der Antike Phrygien und lag nicht weit von Troja entfernt (der trojanische Fürstensohn Paris wird üblicherweise mit phrygischer Mütze dargestellt). Der Berg Ida wird in einer ganzen Reihe klassischer Mythen erwähnt, die meistens mit dem Trojanischen Krieg zu tun haben. Auf dem Berg fällte Paris sein berühmtes Urteil, hier empfing Aphrodite den Aeneas von Anchises, und von hier aus beobachteten die olympischen Götter die Belagerung von Troja.
nymphs – Nymphen sind mindere weibliche Gottheiten, die in Bäumen oder Gewässern leben. In letzerem Falle heißen sie auch Najaden (Süßwassernymphen) oder Nereiden (Salzwassernymphen). Durch die wechselnden Bezeichnungen im Text wird der Umstand verdeckt, dass Salmacis selbst eine Nymphe ist.
afraid of their love – Es ist weniger die Liebe, vor der Aphrodite und Hermes Angst haben, als davor, dass der Seitensprung entdeckt wird. Wenn die beiden jedoch darum besorgt sind, ist es wenig sinnvoll, den Knaben ausgerechnet an einem beliebten „Urlaubsort“ der olympischen Götter verbergen zu wollen.

the hunter - Hermaphroditos wird bei Ovid nicht ausdrücklich als Jäger bezeichnet, aber dies erklärt sein Erscheinen an dem See mindestens genauso gut wie Ovids Begründung („Nur mal schnell die Sehenswürdigkeiten abklappern“). Die Beschreibung als Jäger passt allerdings sehr gut zu dem Bild, das Ovid von Hermaphroditos zeichnet: Er beschreibt ihn als schüchternen jungen Mann ohne Erfahrung in Liebesdingen. Das sind die typischen Charakterzüge des Jägers im Mythos, der sein Leben der Jagdgöttin Diana gewidmet hat. Diana selbst ist eine keusche Göttin – so keusch, dass sie den unglücklichen Actaeon, der sie zufällig nackt erblickte, in einen Hirsch verwandelte, der prompt von den eigenen Hunden zerrissen wurde. Ein weiteres Beispiel für den keuschen Jäger ist Hippolytus, das traurige Opfer der sinnlichen Begierde seiner Stiefmutter Phaedra (vgl. Senecas gleichnamige Tragödie).

desire for conquest – Hermaphroditos’ Jägertum wird hier so weit zugespitzt, dass der Jagderfolg (die Rehkuh!) sprachlich einer erotischen Eroberung gleichgestellt wird. Eventuell schwingt hier auch noch eine Nuance eines englischen Wortspiels mit, das (die Frauenbewegten mögen es mir nachsehen) Frauen als edle Jagdbeute wie z.B. Hirsche auffasst. In Shakespeares herrlicher Komödie Twelfth Night versucht ein Höfling, seinen Fürsten, der an unerwiderter Liebe leidet, aufzumuntern: "Will you go hunt, my lord?" - "What, Curio?" - "The hart. [gesprochen genauso wie "the heart"] " - "Why, so I do, the noblest that I have." ("Wollt ihr auf die Jagd gehen, mein Herr?" - "Wonach, Curio?" - "Nach dem Hirschen/ dem Herzen." - "Nun, das tue ich, nach dem edelsten Herzen, das ich habe (in meinem Volk)".
give wisdom to your son – Ein obskurer, aber geschickter Scherz. Jemand, der sich verirrt hat, wird wahrscheinlich die Schutzgottheit der Reisenden um Führung anflehen. Da Hermes die fragliche Gottheit ist, muß der Sohn in der Tat den Vater fragen.
Naiad queen - Die Königin der Najaden ist eigentlich Diana/Artemis, die selbst keine Najade ist. Salmacis könnte hier als Königin angesprochen werden, um hervorzuheben, dass sie weiblich ist, eventuell auch, damit Salmacis als "von königlicher Schönheit" angenommen wird.

(Aber die Idee von Salmacis als Königin hat auch seine Charme. Genau wie z.B. die Schneekönigin ist sie eine mächtige Femme Fatale, die einen unschuldigen Jungen in ihre Fallstricke erfolgreich fängt!)
Salmacis has been stirred – Salmacis und der Erzähler weichen hier voneinander ab. Salmacis erwähnt “ein Geschöpf”, das aufgescheucht sei. Der Erzähler berichtet, dass die Najade selbst aufgewühlt und, in einer anderen Bedeutung des Wortes „stir“, erregt sei.
the water tasted strangely sweet - Ovid berichtet nicht, dass Hermaphroditos von dem Wasser trinkt.* Diese Abweichung von der lateinischen Vorlage ist möglicherweise darin begründet, dass diese sehr explizit ist. Ovid verwendet hier den Wortschatz der Elegien, der erotisch aufgeladen ist (oder sein kann, wenn man den Text so lesen möchte). Ein römisches Publikum hätte keinerlei Zweifel daran, was Salmacis tut, während sie Hermaphroditos beobachtet. Das „seltsam süße Wasser“ könnte auch ein ganz anderes Naß sein, dass zusammenläuft, zumal kurz zuvor eine überhaupt nicht gelassene Salmacis den jungen Mann auffordert, von „ihrer Quelle“ zu trinken. – Dass Hermaphroditos hier etwas trinkt, erlaubt später das Wortspiel „your thirst is not mine“.
(*Aber bei dell'Anguillara trinkt er, durstig und müde, um sich zu erholen. Kannten die Genesis-Leute, junge Gebildete, die italienische Renaissance-Übersetzung?)
cold-blooded woman – Die Ironie dieser Worte ist vor dem Hintergrund des ovidischen Textes kaum zu überbieten. Wenn in dieser Szene irgendjemand kaltblütig ist, dann Hermaphroditos selbst, Salmacis jedoch mitnichten.
(Ironie ganz und gar genau!!)

may share my fate – d.h. sie wurden Hermaphroditen. Dass dieser Mythos keinerlei Scheu hervorrief, mit dem Wasser dieses Sees in Berührung zu kommen, zeigt sich daran, dass sowohl Strabon als auch Vitruv berichten, dass das Wasser des Salmacis-Quells sehr gesund sei und angenehm schmecke.

(Genau als ob die Quelle niemals verwunschen war...)

a lover’s dream had been fulfilled - Der Traum eines Liebenden ist es, für immer mit dem anderen vereint zu sein. In diesem Falle ist es jedoch der Traum nur einer Liebenden (grammatisch: a lover's dream anstelle von the lovers' dream). Der andere, Hermaphroditos, teilt diesen Wunsch nicht und ist tatsächlich nicht einmal ein Liebender, weshalb er den Quell verwünscht.
Heute würde man diese Ereignisse ohne zu zögern als Vergewaltigung ansehen, und antike Leser könnten ihnen zugestimmt haben. Man darf jedoch nicht außer Acht lassen, dass es sich hier um eine Erzählung von Ovid handelt, dem klassischen Dichter, der das elegische System vollendet hat. In seiner Ars Amatoria, einer poetisch-elegischen Anleitung zum Finden (und Behalten) von Geliebten, erläutert er, dass der (männliche) Liebhaber die Geliebte drängen darf, mit ihm ins Bett zu gehen, und dass es auch akzeptabel ist, sie gegen ihren Willen dorthin zu befördern. In der Geschichte von Salmacis liegt die Pointe darin, dass Ovid die Geschlechterrollen umkehrt: Die weibliche Geliebte erzwingt die (geschlechtliche) Vereinigung mit einem Knaben oder jungen Mann, der ihre Liebe nicht erwidert. 

(Das ist das tollste, denke ich. Das die Geschlechtsrollen hier umgekehrt sind!)

No hay comentarios:

Publicar un comentario