domingo, 25 de octubre de 2015

KRONPRINZ FRIEDRICH IN KÜSTRIN





Kronprinz Friedrich in Küstrin

Von Franz Lüdtke.
Er schritt durch die Zelle, die Zelle war eng.
er trug nicht Sporen, nicht Waffengehäng;
durch vergitterte Fenster das Grauen blickt,
kein Schlafrock hüllte ihn, seidengestickt.
Ein hölzerner Schemel sein ganzes Fauteuil,
die Bibel vor ihm – kein Voltaire, kein Corneille.
Aus Wänden und Decken der Schatten fiel,
Rattenrascheln statt Flötenspiel.
Aus Schatten aber löst sich's und hallt,
es wächst zum Schemen, es wird Gestalt,
es rührt ihm die Schulter, es rüttelt ihn:
ein blasser Leutnant vom Hof in Küstrin.
Der blasse Leutnant blickt ihn an,
er flüstert, er bittet, er schreit: »Werde Mann!«
Mann ... Die Wände hallen es nach,
Mann ... es zittert um Turm und Dach,
Mann ... es schwingt übers breite Land,
Mann ... es hält den Prinzen gebannt,
packt seine Seele, schüttelt ihn:
das Wort des Leutnants vom Hof in Küstrin.
Da schaut er sein Ich, und sein Ich ist tief,
da fühlt er Kraft, die im Dunkeln schlief,
er spürt Erwachen aus wirrem Traum,
er greift ins Leben, will Atem, Raum –
da – wird er Mann! Wird König! Genie!
Da drängen sich Leuthen und Sanssouci
ahnend in einer Stunde Schlag.
Die Schatten weichen, es flutet der Tag!
Und zum letztenmal salutiert am Kamin
der blasse Leutnant vom Hof in Küstrin.

No hay comentarios:

Publicar un comentario