miércoles, 22 de octubre de 2014

THREE NIGHTS TALES - GERMAN ANALYSIS

(ON DUKE OF NORROWAY STORIES)

MÄRCHENATLAS:
Der Mann verschwindet daraufhin an einen weit entfernten, magischen Ort, wo er eine andere Frau (typischerweise die Tochter einer bösen Fee) heiraten soll. Die Schöne ist bereit, bis ans Ende der Welt zu gehen, um ihren Liebsten zu finden und zu erlösen, wobei ihr Zauberkräfte zuwachsen. Mit kostbaren Gegenständen erkauft sie sich drei Nächte bei ihrem Mann. Die neue Braut versucht, den Mann durch einen Schlaftrunk unempfindlich zu machen, doch in der letzten Nacht kann die rechtmäßige Frau ihn erreichen und erlösen.

Der Gatte entschwindet, und die Heldin zieht (in Eisenschuhen) aus, ihn zu suchen. 
Sie erhält Hilfe und Zaubergaben, z.B. Kästchen oder Nussschale, von klugen alten Frauen, von verschiedenen Winden oder Sternen (Sonne, Mond) - "den drei wegweisenden Instanzen" - und kommt über oder durch den Glasberg endlich zum fernen Ort, wo sich ihr Gatte aufhält. 
Dieser hat jedoch eine andere (dämonische) Braut.
 Die Heldin bietet der zweiten Frau ihren Dienst an und erkauft mit ihren kostbaren Gaben (goldenes Spinngerät, silbernes, goldenes, sternenbestücktes Kleid etc.), die aus dem Kästchen bzw. der Nuss wunderbar hervorkommen und die sich ihre neidische Herrin, als sie die Dinge entdeckt, in ihrem Besitz wünscht, drei Nächte im Schlafzimmer des Mannes. Dieser hat jedoch von der dämonischen Braut einen Schlaftrunk erhalten, so dass er die Erinnerungsversuche der ersten Frau nicht wahrnimmt. 
Erst als er in der dritten Nacht den Trunk verschüttet, bleibt er wach und hört die Geschichte seiner früheren Braut. Darauf folgt das Schlüsselgleichnis oder eine magische Flucht vom Zauberort der zweiten Frau.

Wir finden in einigen sowohl die drei gekauften Nächte als auch die vergessene Braut. Dabei findet man mitunter, dass die Heldin gezwungen wird, die Brautfackel für ihre Rivalin zu halten, bis sie niedergebrannt ist und ihre Hände versengt. Dieses Motiv ist auf eine uralte Hochzeitssitte zurückzuführen, auf die bereits Plautus in seinem Schauspiel Casina (1,8) anzuspielen scheint. Noch lebt in der Bretagne ein Volksbrauch, nach dem die Brautführer das Bett des Brautpaares nicht eher verlassen, als die von ihnen gehaltenen Kerzen ihre Finger verbrennen. Ein ähnlicher Brauch ist u.a. durch bulgarische Volkslieder vom südöstlichen Europa belegt. 

Die dritte Gruppe fügt weitere Prüfungen und Leiden des Mädchens hinzu: der Tierbräutigam verschwindet, als sie neugierig ihn nachts bei Licht betrachtet, voreilig seine Tierhaut verbrennt oder sonst wider sein Gebot handelt, und sie muss ihn aufsuchen und oft einer zweiten Braut abringen. - 
Holsteinisch: "König Medowulf"; sie beleuchtet den schlafenden Wolfprinzen, sucht ihn bei der Wind-, Mond- und Sonnenmutter und erkauft von seiner Gattin drei Nächte; Frage vom alten Schlüssel. 
Aus Pommern: "Der weisse Wolf"; verlässt die Braut, die zur Sonnenmutter wandert, eine Brücke aus Hühnerknöchlein baut und von der Gattin des Wolfes drei Nächte erkauft. - Dänisch: "Den lille hvide Hund"; die Frau muss ihre drei Kinder verlassen, schwarze Wolle weiss und Talgflecken aus den Hemden waschen. 
"Slangen"; der Schlangenjüngling erfüllt des Königs Aufgaben, wird durch den Kuss der Prinzessin entzaubert, fliegt aber, als die Schlangenhaut verbrannt wird, als Taube durchs Glasfenster; seine Frau sucht den Verwundeten auf und bringt ihm das vom Fuchs mitgeteilte Heilmittel. 
Schwedisch: "Kung Vollermansson"; die dritte Tochter begehrt drei singende Blätter, muss den Hund heiraten, verliert ihre drei Kinder und schneidet den Gatten in den rechten Fuss. - Norwegisch: "Östlich von der Sonne und westlich vom Mond"; Bärmensch nachts beleuchtet, Talgflecken aus dem Hemd gewaschen. 
"Kong Hvidevallbjörn"; Bär nachts beleuchtet; seine Schwestern schenken drei Kleider; Glasberg, Aufgaben der Hexe, Kerze halten. 
- Färöisch: "Vetil kongasonur"; der Wolf trägt die drei Kinder fort, nachts beleuchtet; sie erklimmt den Glasberg mit eisernen Schuhen. - 
In Schottland: "The black bull of Norroway"; hier trägt der Stier die Heldin zu seinen Brüdern, die ihr einen Apfel, eine Birne und eine Pflaume schenken; während er mit dem Teufel kämpft, übertritt sie sein Gebot still zu sitzen und verliert ihn; mit Eisenschuhen, die ihr der Schmied für siebenjährigen Magddienst geschmiedet, erklimmt sie den Glasberg und erkauft dort als Wäscherin für ihre kostbaren Früchte drei Nächte in des Ritters Schlafgemach; hier singt sie:
Seven lang years I served for thee,
The glassy hill I clamb for thee,
The bluidy shirt I wrang for thee;
And wilt thou no wauken and turn to me?

In einer Variante "The red bull of Norroway"; wird der Stier zum Menschen, als die Prinzessin eine Nadel aus seiner Haut zieht; sie erhält drei Nüsse.
In einer unvollständigen Aufzeichnung "The glass mountain" erzählt die Frau des Stiers "Bull of Orange" gegen sein Gebot der Mutter und den Schwestern von seiner nächtlichen Menschengestalt. 
Bei "The daughter of the skies" trägt der Hundmann die Kinder fort; die Heldin bekommt von drei Schwestern eine wunderbare Schere, Nadel und Faden und erkauft von der Wolkenprinzessin drei Nächte. 
"The tale of the hoodie"; bringt der Krähenmann die Kinder fort, und die Frau ersteigt auf selbstgeschmiedeten Hufeisen den Gifthügel.
 Bei "The knight of the Glens and Bens and Passes" erhält der weisse, rotohrige Hund, der alles Wild zusammengebracht hat, die jüngste Tochter und schärft ihr ein, niemandem seinen Namen Summer-under-dew zu verraten; als sie es auf einem Besuch bei ihren Schwestern tut, findet sie heimkehrend das Schloss leer, wandert dem Gatten nach und erkauft drei Nächte. 
- Irisch: "The three daughters of king O'Hara"; Hundsfell von der Mutter verbrannt; die Pflegerinnen der drei geraubten Kinder schenken Schere, Kamm und Pfeife; Leben der Zauberin im Ei. 
- Französisch: "Le roi des corbeaux"; sie beleuchtet ihn und bricht später mit einem Wunderkraut seine Fesseln. 
"Le loup blanc"; die dritte Tochter, die nach dem singenden Blatt verlangt, verliert den Wolfmann, weil sie von der Hochzeit der Schwester zu spät heimkehrt; drei Nüsse. 
"Le beau laurier chantant"; die Mutter des Löwen nimmt ihm das Gedächtnis für seine Frau, gewährt aber der Hühnermagd für ihre Seidenkleider drei Nächte neben ihm.

Grosse Mannigfaltigkeit zeigen die italienischen Fassungen. 
Als Schwein tritt der verzauberte Prinz im toskanischen Märchen "Il re porco" auf; er tötet zwei Bräute und verlässt die dritte, als sie seiner Mutter das Geheimnis verrät; nun muss die Frau sieben Flaschen mit Tränen füllen und auf der Wanderung sieben Paar eiserne Schuhe, einen eisernen Stab und Hut zerreissen; für eine kostbare Haselnuss, Mandel und Walnuss, die drei Winde ihr geschenkt, erkauft sie von der Königin drei Nächte bei ihrem Gatten. 
"Der Prinz mit der Schweinshaut"; die Mutter verbrennt die Haut; Abendstern, Sonne und Wind schenken drei Nüsse. 
"Vom Re Porco"; vier Einsiedler schenken Haselnuss, Kastanie, Walnuss und Zaubergerte. 

Zur vierten Gruppe rechnen wir die Märchen, in denen von den feindseligen Schwestern (der Mutter) der Geliebten durch Messer, Dornen oder Glassplitter schwer verwundet wird; das Mädchen zieht dem Entflohenen nach und erfährt unterwegs aus einem belauschten Gespräch von Tieren oder Hexen, wie seine Wunden geheilt werden können. 

Sonne, Mond, Wind; drei Nächte erkauft. 
Russisch: Finisno-jasno-sokol, von dem sich die jüngste Tochter eine Feder gewünscht hat, verwundet sich an den Messern, welche die Schwestern ans Fenster gesteckt; sie zieht mit den eisernen Stiefeln, eisernen Stöcken und eisernen Prosphoren (Hostien) aus durch dreissig Länder und erlangt für Kleinode Zutritt zu seinem Schlafgemach.
Einaug, Zweiaug, Dreiaug: die Frau erkauft mit den Gaben von Mond, Sonne und Wind drei Nächte und heilt den Gatten mit der von den Tauben angegebenen Arznei.

(ON MASTERMAID STORIES)

Dann kommen sie in die Welt der Menschen. Dort vergisst der Junge seine Braut, weil er entgegen dem Verbot seine Angehörigen küsst oder mit ihnen isst. Als er sich aber mit einem anderen Mädchen verheiraten will oder als die aufdringlichen Hofleute sich einfinden, um dem zauberkundigen Mädchen ihre Aufwartung zu machen, weiss sie sich einen Rat und versteht es, sowohl Wagen als auch Menschen durch Zauber festzuhalten, und es gelingt ihr zuletzt mit Hilfe ihrer Tiere, die Erinnerung des Liebsten zu wecken.

E. Die Jungfrau erkauft durch drei kostbare Kleider aus den von der Mutter mitgegebenen Nüssen von der zweiten Braut drei Nächte an seiner Seite, vermag ihn aber erst in der dritten aufzuwecken. 

(IN GENERAL)

Eine andere Art von Zwangsschlaf findet ihren Ausdruck regelmäßig durch einen Schlaftrunk, der verabreicht wird, und zwar in dem Motivzusammenhang der vergessenen Ehefrau des Typs 425 A. Dort hat die junge Frau ein Verbot übertreten, infolgedessen wird der Mann ihr entrückt, und er hat sie vergessen. Am Ende sucht sie sich dem Schlafenden wieder ins Gedächtnis zu rufen durch die nächtliche Schilderung ihrer Suchwanderung oder durch die Anrufung des gemeinsam Erlebten. In den ersten beiden Nächten vernimmt der Mann nichts; denn seine jetzige Braut reicht ihm, nachdem sie der ersten Frau gegen eine Kostbarkeit die Nacht verkauft hat, abends einen Schlaftrunk. Nur die Diener tragen ihm am Morgen eine verworrene Kunde zu von der nächtlich klagenden Frau. Am dritten Abend meidet er den Trunk, vernimmt selbst die Klage, die Erinnerung kehrt ihm zurück, und das Paar hat sich damit wiedergefunden.

Schläferische Taubheit, vernehmendes Wachsein gegenüber den Erinnerungsworten sind in dieser Weise ganz sachlich verknüpft - der Sinn dieses Ablaufs aber scheint doch verborgener zu sein. Mit unwiederbringlichen Kostbarkeiten erkauft sich das junge Weib die Nächte von der zweiten Braut - statt auf eine praktische Weise entweder selbst dem Manne aufzulauern oder ihm in Gestalt von Worten oder Zeichen Kunde von sich zu übermitteln, ein Dienst, den sie ja ebenfalls leicht hätte erkaufen können. Auch sollen es ohnehin die Diener gewesen sein, die ihm den Hinweis auf die Klagende gegeben haben. lhre absonderliche, dem Anscheine nach umständliche oder unzweckmäßige Verfahrensweise muß auch einen sachlichen Grund haben, und der liegt eben darin, daß der Appell an den gemeinen Tagesverstand des Mannes sein Ziel nicht erreichen würde, was in der oben Seite zitierten irischen Fassung auch klar zu Tage liegt. Die Frau muß versuchen, durch die Nacht den Zugang zu seinem auf jeden Fall, ob mit oder ohne Trunk, schlummernden Gedächtnis zu finden, muß suchen, die in umnachtete Tiefe abgesunkene Gemeinsamkeit der Erinnerung wieder ins Tagesbewußtsein zu heben. Indem die zweite Braut, die dämonische Gefährtin in der Entrückung, den Mann absichtlich in Tiefschlaf versenkt, verhilft sie sogar dazu, den sinnvollen Vorsatz der ersten Frau zu verwirklichen. Auch die horchenden Diener könnte man als eine Teilkraft im Helden selbst auffassen, als ein Bild für sein Ahnungsvermögen, insofern sie dem im Tiefschlaf scheinbar gehörlos Versunkenen eine erste ferne Witterung vermitteln von dem, was in ihm aufdämmern will. - In dieser Szenerie wäre daher der durch den Trunk hervorgerufene Zwangsschlaf alles andere als ein Verschluß für das Miterleben, sondern vielmehr ein Zauberschlaf, der gerade zum Aufschließen der verkapselten Erinnerung verhilft.

Sehen wir uns veranlaßt zu behaupten, daß die Suchwanderin notwendigerweise die Verbindung zum Nachtbewußtsein ihres Mannes herzustellen sucht, dann erinnern wir uns daran, daß die Nacht für das Märchengeschehen uberhaupt eine bedeutsame Rolle spielt. Gewiß geht in den Märchen vieles auch unterm Tageshimmel vor, und wir haben schon gesehen, daß dies nicht etwa bedeutet, es verliefe das Geschehen in leibhaft-nüchterner, alltäglicher Weise. Auch im Sonnenschein, gerade auch am hohen Mittag vermag das Geschehen unter den Spiegel des Bewußtseins hinabzutauchen. Aber symbolisch für diese Nachtseite der Natur ist eben auch die Erdennacht, in die das märchenhafte Erzählen manches höchst Wichtige hineinlegt.




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